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Exkursion der Erdkunde Leistungskurse zum Schwickerather Hof in Seinsfeld

erstellt von Tobias Schmitz zuletzt verändert: 17.12.2018 15:05
Im Rahmen des Themas "Strukturwandel in der Landwirtschaft" besuchten die beiden Erdkunde -Leistungskurse der Jahrgangsstufe 12 von Frau Klausenitzer und Herrn Schmitz den Milchviehbetrieb Schwickerather Hof von Familie Wilsmann in Seinsfeld. Eine Rückschau von Alexander Franzen, Erdkunde-Leistungskurs 1, Jahrgangsstufe 12:
Exkursion der Erdkunde Leistungskurse zum Schwickerather Hof in Seinsfeld

Kartierung des Hofgeländes

Das Programm der halbtägigen Exkursion am 21. August war anspruchsvoll. Nach der Ankunft um 8:30 Uhr wurde mit einer Übersichtskartierung des Geländes begonnen. Freundlicherweise gestattete Betriebsinhaber Georg Wilsmann den Schülerinnen und Schülern, das gesamte Gelände frei zu begehen. Im Anschluss an die Kartierung wurden die Teilnehmenden von Herrn Wilsmann über den Hof geführt und umfassend über verschiedenste Aspekte der Landwirtschaft und der lokalen Gegebenheiten auf dem Schwickerather Hof informiert. Schwerpunkte bildeten hier die Geschichte des Betriebs, die technische Ausstattung und Finanzierung, Haltungsbedingungen, Pflege und Aufzucht des Milchviehs sowie der Arbeitsalltag auf dem Hof.

Der Schwickerather Hof ist ein etwa 1000 Jahre altes Einzelgehöft nördlich von Seinsfeld (östlicher Eifelkreis) und befindet sich seit zwei Generationen im Besitz der Familie Wilsmann. Es handelt sich um einen mittelgroßen Milchviehbetrieb (aktuell etwa 230 Kühe) mit ganzjähriger Stallhaltung. Georg Wilsmann bewirtschaftet den Betrieb derzeit gemeinsam mit je einem Angestellten und Auszubildenden sowie seiner Ehefrau. Der Milchvertrieb findet durch die Hochwald Foods GmbH in Thalfang (Hunsrück) statt. Zum Hof gehören etwa 130 ha Land, wovon die größten Anteile auf Grünland (75 ha) und Maiskulturen (40 ha) entfallen. Die Bedingungen für den Maisanbau sind jedoch aufgrund der geringen Bodenqualität (Bodenpunkte 27 bis 62) und den klimatischen Bedingungen in dieser Höhenlage zumindest in durchschnittlichen Jahren eher schlecht. Infolge des Klimawandels – so Wilsmann – haben sich in den letzten Jahren jedoch die Erträge im Maisanbau verbessert.

Pro Jahr finden auf dem Hof etwa 250 bis 260 Abkalbungen statt, wovon die meisten auf künstliche Besamung zurückgehen. Bisher wurden die Kälber in separierten Stallungen im Alter von 0 bis 70 Tagen mit Milch und ab einem Alter von 70 Tagen mit Kraftfutter gefüttert. Das Kraftfutter wird auf dem Hof aus 50% Grassilage und 50% Maissilage mit Weizen- und Sojaschrott selbst hergestellt. Der Silolagerraum beträgt etwa 4000 Kubikmeter. Infolge der Vergrößerung des Betriebs (1991: 45 Kühe, 2018: 230 Kühe) sind die ohnehin nach veralteter Bauweise (dunkel und schlecht durchlüftet) konstruierten Kälberställe im Altgebäude mittlerweile zu klein geworden, sodass die Aufzucht auf dem Hof 2018 eingestellt wird.

Doch auch nach neueren gesetzlichen Vorgaben erbaute Ställe müssen nicht zwangsweise ausschließlich Vorteile mit sich bringen. So weist der für etwa 1.000.000 € neu angelegte Stall trotz der offeneren und helleren Konstruktion Nachteile bezüglich der Bodenfeuchte auf, was sich negativ auf die Gesundheit der Kühe auswirkt – fehlende Praxiserprobtheit ist laut Wilsmann ein Problem, das auf viele staatliche Vorschriften in der Landwirtschaft zutreffe: So auch die nur noch stark eingeschränkte Verwendung von Medikamenten. Auch leichte Erkrankungen können so für das Milchvieh lebensbedrohlich werden. Die Milchleistung der Kühe vom Schwickerather Hof beläuft sich auf jährlich etwa 9661 kg/Kuh (im Jahr 2017). Ohne Kraftfutter lässt sich diese Produktionsrate gar nicht aufrechterhalten, weshalb Stallhaltung entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht des Verbrauchers oftmals die einzige Lösung ist, bei der sich die Tiere wohlfühlen.

„Wachse oder weiche“ – dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft zu einem hohen Konkurrenz- und Preisdruck (Stichwort: Milchpreis) führt, kann Wilsmann nur bestätigen.

Die Bewirtschaftung des Betriebes erfordert trotz Kooperation mit anderen Betrieben und Lohnunternehmern einen hohen zeitlichen Arbeitsaufwand – und das trotz modernster Technik, etwa Transpondern, die dem Landwirt Gesundheitszustand und Milchleistung der Kuh automatisiert und digital angeben oder dem vollautomatischen LELY-Melkroboter. Landwirten machen oft auch hohe Investitionen in Bezug auf landwirtschaftliche Maschinen und neue Gebäude zu schaffen. Dies versucht Georg Wilsmann in seinem Betrieb etwa durch eine Photovoltaikanlage mit 380 kW Leistung wenigstens teilweise zu decken.

Durch die extreme Trockenheit in diesem Jahr seien jedoch zusätzlich Ertragsschäden von etwa 30.000 bis 40.000 € entstanden, die auch durch etwaige staatliche Unterstützungsgelder nicht ausgeglichen werden können.

Fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung, Zeitmanagement, ein Wirrwarr aus Richtlinien und das Überbrücken von finanziellen Engpässen stellen den modernen Landwirt vor ganz neue Problemstellungen als dies noch vor wenigen Jahrzehnten der Fall war – Strukturwandel im wahrsten Sinne des Wortes. Auch die Zukunft des Betriebs Wilsmann ist noch nicht gesichert, denn beide Kinder der Familie möchten den Hof voraussichtlich nicht übernehmen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Exkursionsteilnehmer durch die fachkundige Führung von Herrn Wilsmann einen unverfälschten und sehr fundierten Eindruck vom Leben und Arbeiten auf dem Bauernhof wie auch von den aktuellen Entwicklungen in der Landwirtschaft gewinnen konnten – eine Exkursion, die allen Schülern in positiver Erinnerung geblieben ist und auch in Zukunft eine Bereicherung für die Schüler der Erdkunde-Leistungskurse darstellen wird.

An dieser Stelle sei der Landwirt-Familie für die sehr informative Führung und Verpflegung und Frau Klausenitzer und Herrn Schmitz für die Organisation und Betreuung der Exkursion recht herzlich gedankt.

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